Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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11.07.2012

Milchbauern diskutierten Lage am Milchmarkt

Am 10.07. trafen sich westsächsische Milcherzeuger verschiedener Verbände, um über ihre aktuell sehr angespannte Lage zu beraten. Zu Beginn des Gespräches betonten alle Anwesenden, dass sie in erster Linie als Milchbauern gekommen sind, unabhängig von der jeweiligen Verbandsmitgliedschaft oder Betriebsgröße.

Mit den politischen Veränderungen in Nordafrika ist den deutschen Milchbauern in den vergangenen Monaten ein wichtiger Exportmarkt vor der Haustür abhanden gekommen. Das stetige Risiko, für die gelieferte Milch kein Geld zu bekommen, verhindert nahezu jede Lieferung in diese Region. Aber auch Exporte in die hoch verschuldeten Staaten wie Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal sind mittlerweile hochriskante Geschäfte, die viele Milchverarbeiter meiden.

Durch den Einbruch des Exports drängt nun mehr Milch auf den deutschen Markt. Aufgrund des natürlichen Angebotshochs im Frühjahr ist es deshalb dem Lebensmitteleinzelhandel unter Ausnutzung seiner Marktmacht gelungen, drastische Preissenkungen bei Frisch- und H-Milch sowie Joghurt, Quark und Butter gegenüber den Molkereien durchzusetzen.

Milch mit einem Fettgehalt von 3,5 Prozent kostet aktuell beim Discounter 51 Cent. 1990 waren dafür noch 64 Cent zu zahlen. Auch Butter wurde erheblich billiger. 1990 kostete ein Stück Butter im Supermarkt durchschnittlich 1,11 €, zurzeit nur noch 75 Cent.

Die unverantwortliche Rabattschlacht der Discounter kommt die Milchbauern teuer zu stehen. Die drastische Senkung der Supermarktpreise führte zu einem deutlich Rückgang der Erzeugerpreise. Aktuell erhalten die Milchbauern gerade mal noch 27 Cent je Liter Milch.

Im Vergleich zum Jahr 1990 ist der Milchauszahlungspreis damit für die Bauern um 10 % zurückgegangen. Im Klartext, die Bauern bekommen zurzeit 10 % weniger als noch vor 20 Jahren. Die Produktionskosten hingegen sind stark gestiegen, so haben sich die Preise für Düngemittel und Elektroenergie verdoppelt, bei Dieselkraftstoff stiegen die Kosten sogar um den Faktor 2,5! Auch die Preise für einen Schlepper oder die Melkmaschine, unerlässliche Helfer der Landwirte, sind in den letzten 20 Jahren explodiert. Jeder Verbraucher kennt die Kostensteigerungen an der Tankstelle oder bei der Anschaffung eines neuen Autos.

Die Teilnehmer der Diskussionsrunde waren sich einig, dass unter diesen Bedingungen kein Milchbauer kostendeckend produzieren kann. Der Lebensmitteleinzelhandel, die Molkereien und die Verbraucher müssen sich ihrer Verantwortung für die Milchproduzenten stärker bewusst werden. Die Wertschätzung für Milch und Milchprodukten muss dringend verbessert werden und darf nicht immer wieder durch Billigangebote unterlaufen werden.

Außerdem waren sich die Milchbauern darüber einig, dass ihre Rolle als ”Restgeldempfänger“ unbedingt beendet werden muss. Gängige Praxis bei den Molkereien ist, vom Erlös aus dem Milchverkauf an den Lebensmittelhandel die eigenen Kosten und eine Marge abzuziehen und den verbleibenden ”Rest“ an den Bauern auszuzahlen. Dies ist aus Sicht der Landwirte eine recht komfortable Situation für die Molkereien und motiviert wenig, im Interesse der Bauern die höchste Wertschöpfung aus der Milch zu erzielen. Dazu sind dringend Gespräche mit den Molkereien zu führen.

Am Ende der sehr sachlichen Diskussion wurde vereinbart, sich bei gegebenem Anlass erneut zu treffen.



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