Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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12.11.2014

Regionalbauernverband zog Bilanz

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Am gestrigen Abend fand im Ritterhof Altmittweida die Mitgliederversammlung des Regionalbauernverbandes Mittweida statt. Der Vorsitzende, Christian Richter, gab in seinen Bericht einen Rückblick über das zu Ende gehende Jahr, das voller Herausforderungen und Überraschungen war.

Wie unberechenbar das Wetter ist, wurde uns auch in diesem Jahr wieder bewusst. Einer der mildesten und schneeärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen führte zu einem sehr frühen Vegetationsbeginn. Die Getreide– und Rapsbestände waren gut über den Winter gekommen. Überdurchschnittliche Temperaturen und wenig Niederschlag im Frühjahr, verbunden mit einem sehr trockenem Herbst und Winter führten zu einem starken Rückgang der Bodenwasservorräte. Dies lies eigentlich keine allzu guten Erträge erwarten. Gute Wurzelausbildung, hohe Pflanzendichten und die im Mai einsetzenden Niederschläge führten bei Getreide und Raps aber zu sehr gut entwickelten Beständen.

Schwierig gestalteten sich die Wetterbedingungen zur Erntezeit. Konnte die Gerste noch unter guten Bedingungen geerntet werden, so setzte mit Beginn der Raps- und Weizenernte ein unbeständiger Witterungsabschnitt mit regionalen Unwettern, Starkregen oder sogar Hagel ein.

Die Erträge bei Gerste und Weizen lagen ca. 30 Prozent über dem 5-jährigen Mittel und bei Raps ca. 25 Prozent. Sehr gute Erträge waren auch bei Mais und Kartoffeln zu verzeichnen. Insbesondere bei Kartoffeln lagen die Erträge deutlich über dem 5-jährigen Mittel.

Da in Europa und dem Rest der Welt die Ernte überwiegend recht gut ausgefallen ist, haben wir einen weiteren Verfall der Getreidepreise zu verzeichnen. Nachdem die Preise bereits im Vorjahr schon um ca. 25 Prozent zurückgegangen waren, setzte sich der Preisrückgang auch in diesem Jahr fort. So sind seit Jahresbeginn die Erzeugerpreise für Weizen und Gerste um 25 Prozent, für Brotroggen und Raps um 20 Prozent gesunken

Erfreulich begann das Jahr für die Milchproduzenten. Nachdem sie über einen längeren Zeitraum mit einem niedrigem Milchpreis und hohen Futter- und Energiekosten zu kämpfen hatten, hatte sich im Herbst des vorigen Jahres die Situation deutlich entspannt. Um den Jahreswechsel zahlten sächsische Molkereien für ein paar Monate Milchpreise von 40 Cent. Seit Mai ist der Trend aber umgekehrt. Der Milchpreis befindet sich wieder im Sinkflug. Bei den kürzlich erfolgten Preisverhandlungen für Trinkmilch hat der Lebensmitteleinzelhandel eine Preissenkung von 10 Cent je Liter gegenüber den Molkereien durchgesetzt. Die Milcherzeuger werden die niedrigeren Preisabschlüsse bald bitter zu spüren bekommen. Vermutlich werden wir aber dennoch im Jahresdurchschnitt einen Milchpreis von ca. 35 Cent erreichen.

Die Lage für die schweinehaltenden Betriebe hat sich in diesem Jahr wieder deutlich verschärft. In den ersten 3 Quartalen des Jahres bewegte, sich der Schweinepreis im Schnitt bei 1,60 €/kg. Im Jahresdurchschnitt werden vermutlich deutlich unter 1,60 €/kg erreicht. Der sonst mit Einsetzen der Grillsaison zu verzeichnende Preisanstieg blieb wegen des durchwachsenen Sommers in diesem Jahr aus. Gegen Ende des dritten Quartals viel der Preis innerhalb von 3 Wochen dramatisch um 20 Cent ab. Aktuell legen die Mäster und Ferkelerzeuger zwischen 10 und 15 € je Tier drauf.

In diesem Jahr feiert der RBV Mittweida sein 20-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1994 wurde unser Regionalverband durch Zusammenschluss der Kreisbauernverbände Rochlitz und Hainichen gegründet. Seit 1997 wird die berufsständische Arbeit für den RBV Mittweida und RBV Westsachsen von einer gemeinsamen Geschäftsstelle organisiert. Dadurch konnten wir die Effektivität verbessern, für unsere Mitglieder im Landesvergleich günstige Beiträge sichern und ein stabiles Fundament für unsere berufsständische Arbeit schaffen. Der Regionalbauernverband hat in den 20 Jahren an zahlreichen Aktionen und Demonstrationen des Berufsstandes teilgenommen und so mitgeholfen, manche Auswirkungen politischer Maßnahmen abzumildern, auszusetzen oder ganz zu verhindern.

In all den Jahren wurden gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt und so manches Mal über den richtigen Weg gestritten. Wir haben uns immer als Interessenvertreter aller Landwirte, unabhängig von Betriebsgröße, Rechtsform und Produktionsrichtung verstanden. Aufgrund der Heterogenität der Mitgliedsbetriebe ist aber bei Entscheidungen im Verband immer ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft und innerverbandlicher Solidarität der einen oder anderen Seite erforderlich.

Leider haben das im Laufe der Jahre auch einige Mitglieder anders gesehen und den Verband verlassen, weil sie ihre Interessen nicht ausreichend vertreten gesehen haben. Dies war besonders in den Zeiten der Milchkrise der Fall.

Unsere große Stärke ist das geschlossene Auftreten des Verbandes nach außen. Diese Stärke dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Auch wenn dabei einmal Einzelinteressen hinter die Interessen der Mehrheit zurück treten müssen. Eine Spaltung des Berufsstandes wäre eine Steilvorlage an die Politik, die allen Landwirten schaden würde.

Auch wenn nicht jeder Einsatz für den Berufsstand von Erfolg gekrönt ist, die Lobbyarbeit des Bauernverbandes vom DBV über den SLB bis hin zu unserem Regionalverband ist alternativlos. Wer, wenn nicht wir, kann unsere Interessen vertreten? Leider gibt es aber auch 25 Jahre nach der Wende immer noch zu viele Trittbrettfahrer.

Im fachlichen Teil des Abends referierte Jurec Birnstengel, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Landwirtschaft über die aktuelle Situation auf dem landwirtschaftlichem Bodenmarkt und die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen und strategischen Konsequenzen.



RBV Mittel- und Westsachsen e. V.  I  Am Berg 1  I  09232 Hartmannsdorf  I  Telefon: 03722 / 600 11 77