Regionalbauernverband Mittweida e.V.
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25.11.2016

Vorstand legt Rechenschaft ab

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Zahlreiche Mitglieder waren der Einladung des Vorsitzenden Rainer Stauch zur Jahresversammlung des Verbandes in die Friweika e.G. Weidensdorf gefolgt. Als Gäste konnten Mario Müller, Dezernent für Ordnung, Umwelt und Verbraucherschutz im Landkreis Zwickau und Rechtsanwalt Stefan Kröber von der ECOVIS L+C Rechtsanwaltsgesellschaft mbH begrüßt werden.

Der Vorsitzende blickte in seinen Bericht auf ein Jahr mit großen Herausforderungen zurück. Wie bereits in den beiden vergangenen Jahren ist auch der Winter 2015/2016 ausgefallen. Es folgte ein nasses und kaltes Frühjahr. Anfang Mai konnte in den meisten Gebieten der erste Futterschnitt mit guten Erträgen erfolgen. Auch für das Getreide, insbesondere die Wintergerste herrschten gut Wachstumsbedingungen. Die Wintergerste wurde trocken und mit gutem Ertrag eingebracht. Die Erntebedingungen für die verbleibenden Kulturen waren allerdings mehr als schwierig. Auf Grund der schlechten Witterung zog sich die Getreideernte bis weit in den August hin.

Im Oktober waren an mehr als 20 Tagen Niederschläge zu verzeichnen. An vielen Tagen war die Befahrbarkeit der Flächen nicht gegeben. So konnten bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht alle Weizenflächen im Verbandsgebiet bestellt und nicht alle Kartoffeln geerntet werden. Trotz aller Probleme wurde dennoch eine gute Ernte mit zufriedenstellenden Qualitäten eingefahren.

Nicht zufriedenstellend sind derzeit die Preise für Getreide. Diese befinden sich schon seit Monaten auf Talfahrt und liegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Die schlechten Getreidepreise verschärfen damit die wirtschaftliche Situation insbesondere in den Betrieben, die durch den katastrophalen Preisverfall bei Milch und Schwein schon stark gebeutelt sind. Hatten diese Betriebe doch auf eine gute Ernte und gute Preise gehofft.

Ein Schwerpunkt des Berichtes waren die desaströsen Preise bei der Milch. Sächsische Milchbauern haben 2015 und in den ersten 10 Monaten des Jahres 2016 rund 300 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet. Viele Milcherzeuger haben die Produktion gedrosselt, um Verluste zu begrenzen. Einige haben ganz die Reißleine gezogen und die Milchproduktion eingestellt. Allein im Landkreis Zwickau wurden ca. 1450 Kühe abgeschafft.

Aufgrund der rückläufigen Anlieferungsmenge ist der Preis für deutsche Markenbutter innerhalb weniger Wochen von 79 Cent auf 1,29 Euro gestiegen. Auch die Trinkmilchpreise wurden vom Einzelhandel kürzlich erhöht. Allerdings sind die gestiegenen Preise bisher kaum bei den Milcherzeugern angekommen. Dies muss sich unverzüglich ändern.

Mit den aktuellen Auszahlungspreisen sind die Milchbauern von einer Kostendeckung immer noch weit entfernt. Wir müssen uns aber schon jetzt auf die nächste Krise vorbereiten und selbst aktiv werden, so der Vorsitzende. Wichtig sei es, die Milch zu verkaufen, nicht nur abzuliefern. Es gilt, neue Verträge mit den Molkereien auszuhandeln. Diese Verträge müssen konkrete Festlegungen zu Liefermenge, Qualität und Preise für mehrere Monate im Voraus enthalten. Die Verhandlungsposition der Milcherzeuger ist z.Z. günstig wie lange nicht, da die Molkereien aktuell Rohstoff suchen.

Auch den Schweinehaltern geht es keinesfalls besser, als den Milcherzeugern. Bei Schlachtschweinepreisen von 1,50 Euro je Kilogramm im Jahresdurchschnitt können die Mäster wie bereits 2015 auch 2016 ihre Kosten nicht decken. Bedingt durch die niedrigen Schlachtschweinepreise stiegen die Ferkelpreise von 35 Euro zu Beginn des Jahres nur sehr langsam an. Mitte des Jahres konnten für ein paar Wochen Ferkelpreise von knapp über 50 Euro erzielt werden. Durch den drastischen Preisrückgang bei Schlachtschweinen zu Beginn des vierten Quartals, sanken auch die Ferkelpreise wieder deutlich unter 50 Euro. Im Jahresdurchschnitt können auch die Ferkelerzeuger ihre Kosten nicht decken.

Der Verband hat seit vielen Monaten auf die Probleme der Landwirtschaft hingewiesen. Es wurden zahlreiche Gespräche mit Abgeordneten fast aller Parteien geführt, offene Briefe geschrieben und auch demonstriert. Der Vorsitzende dankte allen, die sich an den Aktionen des Verbandes beteiligt haben. Sei es an der Aktion "Wir machen euch satt" in Berlin, an der Traktorendemo in Chemnitz, an der Demo vor dem Landtag in Dresden oder an Gesprächen mit Politikern.

Auch in diesem Jahr stand die Landwirtschaft mehrfach in der Kritik der öffentlichkeit, sei es bei der Debatte um Tierwohl, Glyphosat oder Nitrateinträge. Häufig wurden diese Themen medial ausgeschlachtet. Der Vorsitzende mahnte die Medien zu sachlicher und seriöser Berichterstattung. Panikmache und reißerische Stories helfen keinem Verbraucher, schaden aber dem Ansehen des Berufsstandes.

Im Anschluss an den Bericht des Vorsitzenden referierte Rechtsanwalt Kröber zu den rechtlichen Grundlagen von CC-Kontrollen, die Sanktionierungshöhe bei Verstößen und das Verhalten des Landwirts bei Vorortkontrollen. Dazu brachte er einige Fallbeispiele. Weiterhin ging er auf Straßenreinigungsgebühren in Sachsen, Grünlandumbruch, Vorpachtrecht und Betriebsprämie in Abhängigkeit vom Pachtrecht ein.



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